Montag, 18. Mai 2009

Österreich bleibt nun doch CERN Mitglied

Der Bundeskanzler hat ein Machtwort gesprochen und entschieden: Österreich bleibt CERN-Mitglied, weil "die Reputation und Ansehen Österreichs seien etwas, das übergeordnetes Interesse habe." Gut gebrüllt Herr Bundeskanzler oder haben doch (wieder einmal?) alle auf den heimlichen Kaiser in St. Pölten gehört, der ja jedem "große Probleme" angedroht hat, der es wagen sollte, sein MedAustron zu gefährden? Wir werden es nie erfahren.
Ist ja eigentlich auch egal, wenn wir weiter Mitglied im wahrscheinlich spektakulärsten Forschungsprojekt dieser Generation bleiben und uns nur ein paar Tage die Verwunderung des restlichen Planeten zugezogen haben.

Wie immer geht man in Österreich ganz schnell zur Tagesordnung über. Daher werden wir wahrscheinlich nie erfahren, was die wahren Hintergründe gewesen waren. Wie immer gibt es natürlich wilde Spekulationen und Gerüchte, von denen viele absurd und unglaubhaft sind. Ein Gerücht hält sich jedoch hartnäckig und es ist sogar recht glaubwürdig:
Wie immer geht es um Macht; das mit der Liebe lassen wir einmal ausnahmsweise aus.
Wenn man ins Jahr 2007 zurückgeht, dann konnte der interessierte Laie beobachten, wie ein gewisser Bundesminister Johannes Hahn mit stolz geschwellter Brust eine blonde aber trotzdem sehr kluge Frau namens Felicitas Pauss als Kandidatin für das überaus prestigeträchtige Amt der CERN-Generaldirektorin vorschlug. Die Chancen standen nicht schlecht, denn man verbündete sich mit der Schweiz, immerhin der Heimat des CERN und sah schon wie der sichere Sieger aus. Und dann? Wiedereinmal waren es die gerade die Deutschen, die uns armem Bergvolk nichts gönnen und einen Herren mit grauem Bart und dem urdeutschem Namen Rolf-Dieter Heuer zum Generaldirektor machten. Genaugenommen war es ja das CERN-Council mit je einer Stimme je Mitgliedsland, d.h. 20 Stimmen, aber dann kann man den Deutschen nicht mehr die Schuld geben!

"Ein Schelm wer Böses denkt" sagt man schon seit mehr als 600 Jahren (Quelle) aber ich denke ja nicht, ich schreibe ja nur.
Zum Beispiel, dass man sich im Wissenschaftsministerium schon unmittelbar nach der Entscheidung des CERN-Councils im Dezember 2007 gegen die österreichische Kandidatin den Kopf über geeignete "Vergeltungsmaßnahmen" zerbrochen hat. Und was kann es Tödlicheres, Perfideres und überhaupt Grauslicheres geben als dem milliardenschweren Projekt CERN damit zu drohen, die 16 Mio EUR Mitgliedsbeitrag aus Österreich vorzuenthalten. Welch' genialer Plan, ein Hoch den Strategen!

Also alles nur, weil sich ein Minister und sein innerer Zirkel auf den (übrigens meistens schief gebundenen) Schlips getreten fühlen? Wie peinlich!
Wie, Sie sind hartgesotte und das ist noch nicht peinlich genug? Ihnen kann geholfen werden:

Fr. Pauss dürfte nämlich keine so schlechte Verliererin sein wie Ihre Gönner. Sie ist derzeit so etwas wie die Aussenministerin des CERN, ist also nicht weggelaufen als ein anderer Big Boss geworden ist, und musste in dieser Funktion mit BM Hahn über den Ausstieg konferieren! Es war ihr offenbar ein persönliches Anliegen, ihr Unverständnis über den österreichischen "Plan" (welch ein großes Wort für das Vorgehen!) öffentlich mit den Worten

Für mich ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar!
zu kommentieren (siehe hier).

Tja, da sieht man den Unterschied zwischen einer Physikerin und einem Politiker, oder? Das ist aber (leider?) nicht mehr wichtig, denn die Causa ist vom Tisch und ich wünsche allen frohes Gelingen, wenn der LHC bald wieder in Betrieb geht.

Freitag, 15. Mai 2009

Wie dumm ist ein Ausstieg Österreichs aus dem CERN


Auf die Gefahr hin, jetzt als Pessimist bezeichnet zu werden, aber irgendwie hab ich so etwas ja schon erwartet. In Zeiten wo die Grenzen immer offener werden, moderne Kommunikation die Weltverbindet und die Probleme der Menschheit (Ernährung, Energie, Frieden, etc.) nur mit internationaler Kooperation zu lösen sind, beweist Österreichs Regierung in Gestalt eines Wissenschaftsministers, was man in der Alpenrepublik als Weitblick bezeichnet. Nach 50 Jahren (!) Mitgliedschaft plant Min. Hahn den Ausstieg Österreichs aus dem CERN, dem internationalen Forschungszentrum wegen weniger als 20 Mio EUR im Jahr Mitgliedsbeitrag, der sicher mehrfach als Umwegrentabilität zurückkommt; aber erstmals eines nach dem anderen:

  • Der Ausstieg erfolgt zum denkbar dümmsten Zeitpunkt. Nach ca. 20 Jahren intensiver Mitarbeit geht das große LHC Experiment gerade los und wird uns unglaubliche Erkenntnisse bringen. Wir haben fleissig gesät, ernten werden andere!
  • Nur ein Österreicher mit dem Weitblick eines Regenwurms kann glauben, dass man aus jahrzehntelang laufenden Experimenten zum nächsten Monatsletzten aussteigen kann. Laut Infos aus dem CERN entsprechen die (übrigens sofort fälligen) Ausstiegsgebühren mehrere Jahresbeiträge. Minister Hahn, wo nehmen sie JETZT min. 75 Mio Eur her?
  • Wir schneiden unsere Studenten von der internationalen Forschungs-Community ab. Am CERN arbeiten praktisch alle Wissenschaften zusammen, die man sich nur vorstellen kann. Egal ob Geologie, Physik, Chemie, Materialwissenschaften oder Informationstechnologie, am CERN gehen alle an Ihre Grenzen. Mit einem Ausstieg zwingen wir vielversprechende Studenten gleich ins Ausland zu gehen.
  • Am CERN wurden gewaltige Entdeckungen gemacht, die die Welt revolutioniert haben! Beispiel: Das WWW wurde am CERN "erfunden" wurde?! Hier begann es.
  • Glaubt man wirklich, dass CERN das MedAustron als Kooperationspartner weiter unterstützt, wenn Österreich nicht einmal mehr Mitglied ist? LH Pröll poltert zurecht, was bemerkenswert ist, da Min. Hahn doch aus dem gleichen politischen Lager stammt. Aber wer braucht auch in Österreich ein lokales Forschungszentrum für Tumormedizin. Die paar Arbeitsplätze für die nächsten 30 Jahre.
  • Besonders schmerzlich ist die völlige Ignoranz der wirtschafltichen Umwegrentabilität einer CERN Mitgliedschaft! Österreichische Firmen werden keine Schraube mehr dorthin verkaufen und auch ihre Produkte nicht mehr verbessern können, weil ihnen das experimentelle Umfeld fehlt. Große Physik Konferenzen in Wien, wo man bekanntlich ja so stolz auf sein Image als Kongress-Stadt ist, werden garantiert nicht mehr nach Wien kommen und der AUA Flug Wien-Genf, immerhin eine der drei ertragreichsten Destinationen unserer Flieger, kein Wunder bei ca. EUR 800,- für ein Return-Ticket (!!!), wird auch ein paar Passagiere verlieren.
  • Forschungsaufträge an österreichische Firmen haben viele ermutigt, bei unseren östlichen Nachbarn gut ausgebildete aber unterbezahlte Techniker und Wissenschafter anzuwerben oder dort gleich Niederlassungen bzw. Labors zu gründen. Wenn Tschechien, die Slowakei und z.B. Ungarn Vollmitglieder sind, Österreich aber nicht einmal "Observer-Status" am CERN haben wird, ist dieser Weg der risikoarmen, weil vorab finanzierten, Expansion verbaut.
Für mich war es daher klar, die Online-Petition zu unterschreiben und ich ersuche Sie, dies auch zu tun.

Nehme ich das alles persönlich? Und ob ich es persönlich nehme, denn
  • ich durfte selbst den CERN besuchen und hab den unglaublichen "spirit" dort gespürt, den Menschen aus aller Herren Länder erfaßt, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.
  • mein Unternehmen hat sogar schon einmal ein Geschäft mit dem CERN gemacht.
  • ein Mitglied meiner Familie forscht seit mehr als 20 Jahren als einer der renommiertesten österreichischen Wissenschafter am HEPHY und hat es mit seinen österreichischen Kollegen geschafft, eine der zentralsten Komponenten der größten Maschine der Welt am CERN zu entwerfen und zu bauen. (Bilder)
  • innerhalb weniger Tage haben SIEBEN (!) Nobelpreisträger offene Briefe geschrieben und zeigen sich erschüttert.
All das bringt mich zur Überzeugung, dass es ein unfaßbarer Schildbürgerstreich wäre, unsere Mitgliedschaft beim CERN nach über 50 Jahren aufzulösen.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Ex-AMX Vizepräsident bekennt sich schuldig

Mehr als ein Jahr hat es gedauert, seit der damalige Vizepräsident von AMX David A. Goldenberg wegen Verdachts der Betriebsspionage, Datendiebstahl und illegales Abhören verhaftet wurde und erst gegen eine Kaution von USD 50 000,- wieder auf freien Fuss kam.
Ältere Post zum Thema kann man gerne hier nachlesen:


Seit heute gibt es ein Update. Wie Ravepubs.com nun als erster meldet, hat sich Mr. Goldenberg nun gestern bei einer Anhörung teilweise schuldig bekannt und wartet nun auf seinen Prozess, welcher am 26. Juni 2009 beginnen wird.
Laut der lokalen Newssite www.northjersey.com wurden als "Gegengeschäft" zu seinem Schuldeingeständnis beim Vorwurf des Abhörens die anderen Anklagepunkte fallengelassen. Obwohl in den USA darauf bis zu 5 Jahre drohen, wird er wahrscheinlich mit einer bedingten Strafe davon kommen. So zumindest einer der leitenden Ermittlungsbeamten.

Dass er Dank "social engineering" gleich zweifach Zugang zu einem Mailserver des Crestron Reps Sapphire Marketing verschafft hat, war ja schon bekannt. Offenbar ist im das Einloggen auf den Webmail Zugang mit der Zeit zu mühsam geworden und da hat er sich gleich einen direkten Forward auf einen Email-Account gemacht. Also Lieferung frei haus.
Neu veröffentlicht wurde aber nun der begründetet Verdacht, dass er sich angeblich sogar in die wöchentliche Telefonkonferenz zwischen Crestron und seinen Reps bzw. Regional Offices eingewählt (!) hat und somit lässig mitgehört hat, was der Mitbewerber so plant.

Ob das alles eine Racheaktion war, weil Mr. Goldenberg sich bei Crestron zwar ein Vorstellungsgespräch hatte, aber keinen Job bekam, bei AMX jedoch innerhalb eines Jahres zum Vice President aufgestiegen ist, werden wir nie erfahren.
Aber eines wissen wir sehr wohl: Mr. Goldenberg ist ein Mann mit Humor. Warum fragen Sie sich? Weil er unter anderem derzeit einen Blog betreibt, desssen Titel "Job Search Advice and Tips” ist. Aha, Tips und Hilfestellung wie man einen guten Job findet. Darin kennt er sich ja wirklich aus. Ob er aber weiß, wie man einen Job BEHÄLT? :-)

Update:
Die Story verbreitet sich in Windeseile quer durchs Internet:
Dealerscope.com, Custom Retailer, Daily Records, etc. aber in deutscher Sprache bin ich der erste und einzige derzeit wie es scheint.

Freitag, 8. Mai 2009

Fernsehen im Stadion

Moderne Sportstadien brauchen heutzutage unbedingt Videowände zum Abspielen von Zeitlupen, zum Einblenden von Werbung und zur allgemein zur Unterhaltung der Besucher, soweit so gut.
Dass in den USA alles ein wenig größer ist, daran ist man als Europäer auch schon gewohnt.
Was aber im neuen Dallas Cowboys Stadion gemacht wird, übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen.
Dort sind die Videowalls ca. 53 Meter breit und 24 Meter hoch und haben, eh klar, 1080p Auflösung. Weil ein Stadionaber nun mal zwei Längsseiten hat, braucht man auch ZWEI solche Videowalls für die Längsseiten und nochmals zwei kleinere ("nur" je 18*10 Meter groß)!

Das macht dann zusammen ca. 600 Tonnen Gewicht, die aber nicht einfach so vom Stadiondach hängen, was ja schon kompliziert genug wäre. Da das Dach oberhalb des Videocubes öffenbar ist, mußte die Aufhängung schräg nach außen abgespannt werden. Mit 7cm dicken Stahlseilen auf die freitragenden Dachstreben, die so nebenbei noch ca. 100 Tonnen temporäres Rigging aufnehmen können müssen, denn welcher Superstar möchte nicht in einem voll überdachten Stadion mit bis zu 100 000 Plätzen spielen.
Macht dann alles zusammen so um die 9000 Tonnen (!!!) Zugbelastung, die die Statiker in die vier gewaltigen Eckenpfeiler umlenken müssen.

Einfach selber anschauen und staunen:



Bevor ich es vergesse, normale Monitore gibt es natürlich auch und zwar exakt 3000 (!) LCD-Monitore zwischen 19" und 70", schließlich will man überall informiert sein, oder?

Noch mehr technische Details über dieses gigantische Stadion findet man hier und hier.

Hallo liebe Bundesliga, wie wär es mit sowas in Österreich?

Freitag, 1. Mai 2009

HDMI 1.4 Spec kommt noch heuer

Die Spezifikation für HDMI 1.4 ist praktisch fertig. Ist das jetzt eine gute Nachricht oder eine gefährliche Drohung?
Meiner bescheidenen Meinung nach ist es eine technisch gesehen derzeit höchst UNNÖTIGE Spezifikation aber von einem Marketingstandpunkt durchaus zu verstehen.

Nachdem numehr schon praktisch jedes Kind "HDMI 1.3b" sagen kann und die User nach immer neuen Buzzwords lechzen, ist es wohl an der Zeit wieder was zu machen.

Was ist nun neu an HDMI 1.4?

  1. Die gefährliche Drohung zu Beginn: Ein neuer Stecker! Noch kleiner und damit endgültig unmöglich vor Ort zu konfektionieren. Waren sie diesmal clever genug, auf die Verriegelung des Steckers nicht zu vergessen? Wir dürfen hoffen!
  2. Networking: Neben Audio, Video und ein bisserl EDID/CEC-Daten wird nun auch Ethernet mit übertragen. Ich möchte ja nicht meckern, aber das hat Crestron mit Digital Media auch schon erkannt. Interessant ist aber, dass damit die separate LAN-Verkabelung der einzelnen Geräte entfallen KÖNNTE. Vorausgesetzt mein neuer AV-Receiver hat wirklich einen kleinen RJ-45<->HDMI 1.4 Router eingebaut. Na, das wird ein Spaß aber irgendwie eine coole Idee.
  3. Audio Return Channel: Damit kann z.B. der DVB-T Empfänger des TVs seinen Ton per HDMI-Kabel zurück an den AV-Receiver schicken. Also über das gleiche Kabel, wo normalerweise in der anderen Richtung das Bild vom BluRay kommt. Nett, aber ob das der durchschnittliche Großflächenverkäufer dem durchschnittlichen Consumer erklären wird können?
  4. Nochmals höhere Videoauflösungen wie z.B. 4kx2k (4096*2048 Pixel) bzw. 1920p doppelt für 3D Anwendungen. OK hier schlägt endgültig Science Fiction zu. Consumer-Geräte oder Medien, die solche Formate transportieren können, sind nicht einmal noch angedacht aber das ist ja nichts neues. Oder kennen Sie schon ein Medium, auf dem HDMI 1.3 Deep Color drauf ist? Na eben! Die Anwender, die jetzt schon sowas brauchen könnten, die Digital Cinema Leute, haben ihren eigenen Standard (Digital Cinema Initiative und seit 2 Jahren auch in 3D ) und werden sich sicher nicht auf die Consumerschiene HDMI/HDCP begeben.
  5. HDMI für das AUTO. Das war ja irgendwie zu erwarten wobei aber die Frage offen bleibt, was Automobil-HDMI eigentlich ist ausser noch einem anderen Stecker? Zumindest ist der sicher mit Verriegelung und ich mutmaße einmal, auch mit Stromversorgung. Damit die LCDs in der Kopfstütze mit einem einzigen Kabel angeschlossen werden können.
Für die Selberleser der Link zum Originaltext hier. Ist schon vom Jänner 2009 aber bisher wohl noch kaum jemand aufgefallen.

Mein ganz privater Tip: Vergessen Sie HDMI 1.4 für die nächsten beiden Jahre! Obwohl, der wichtigste Hersteller von HDMI-Chips, Silicon Image, kündigt die Verfügbarkeit von 1.4 Chips noch für 2009 an.