Donnerstag, 23. Juli 2009

Ehemaliger AMX Mitarbeiter erhält nur geringe Strafe

Ich habe hier ja schon mehrmals über den Fall Goldenberg berichtet, daher nur eine kurze Nachricht, damit dieses unschöne Kapitel der AV-Branche endgültig geschlossen werden kann.

Nachdem schon im Mai nach einem Teilgeständnis die Schuldfrage geklärt wurde, wurde nun das Strafausmaß verkündet und dieses überraschte dann doch alle ein wenig.
Die amerikanische Gesellschaft kennt normalerweise kein Pardon bei Verbrechen gegen Treu und Glauben und ahndet daher z.B. Betrug besonders streng. Der Fall Madoff ist uns allen noch in Erinnerung, wo (wahrscheinlich aufgrund des gigantischen Betrages von zig Mrd USD) eigentlich "nur" ein klassischer Betrug vorlag und Mr. Madoff dafür 160 Jahre Gefängnis ausgefasst hat.

Mr. Goldenberg dürfte einen gütigen Richter gehabt haben, denn 3 Jahre auf Bewährung ohne einen weiteren Tag im Gefängnis verbringen zu müssen, ist für Kenner des amerikanischen Rechtssystems aussergewöhnlich milde. Immerhin hat er zugegeben über lange Zeit Personen abgehört zu haben.

Die Strafakte Goldenberg ist damit abgeschlossen; offen bleibt einzig die Frage, ob Crestron ihn auf dem Zivilrechtsweg auf Schadenersatz für die erlittenen Verluste verklagen wird. Dies halte ich persönlich für eher ungewahrscheinlich.
Was nicht heißen soll, Crestron rufe niemals die Rechtsanwälte. Gerade eben erlebt ein Mitbewerber, dass man nicht so einfach patentrechtlich geschützte Crestron-Designs kopieren darf. Die Reaktion des Beklagten, wie üblich in einem offenen Brief, klingt geradezu jämmerlich. Aber das ist eine andere Geschichte. Wer sie hören will, kann ja gerne per Kommentar seinen Wunsch kundtun.

Freitag, 17. Juli 2009

Ein Blick hinter die Kulissen von Crestron

Hersteller sehen es ja oft nicht so gerne, wenn man im Rahmen eines Firmenbesuchs fotografiert. Mir ist zwar nicht ganz klar, wovor sich diese Leute eigentlich fürchten, aber als Gast hält man sich die Regeln.

Anlässlich eines Besuchs von Vertretern der amerikanischen Fachpresse aber war Fotografieren ausdrücklich erlaubt und so entstand eine Slideshow, welche nicht nur die schiere Größe des Unternehmens zeigt, sondern auch Hintergrundinfo über die beispiellos konservative Firmenphilosophie liefert.
Oder kennen Sie ein anderes Unternehmen der AV-Branche, auf das die folgende Beschreibung enzutrifft:

  • Reinvestiert 40% des Nettogewinns direkt in R&D und Produktentwicklung
  • Beschäftigt 38 Jahre nach Gründung noch immer Angestellten Nr. 1 (bezeichnenderweise einen Entwicklungsingenieur)
  • Ist trotz mehr als 1500 Angestellten noch immer im Privatbesitz und finanziert alle Entwicklungen aus dem eigenen Cashflow.
  • Produziert nicht nur praktisch alles selbst direkt vor Ort in der Nähe von New York, sondern verfügt auch selbst über so ziemlich jede denkbare Prüfvorrichtung inhouse. Beispielsweise den EINZIGEN zertifizierten Funkmessraum für Drahtlostechnik in Privatbesitz der USA (!) oder eine Meßvorrichtung zur Überprüfung des Dichtheit von wetterfesten Fernbedienungen.
  • Hat einen Chef, der nicht nur "noch mitarbeitet", sondern regelmäßig Patente für seine eigenen Entwicklungen erhält, zuletzt für eine grundlegend neue Luftbefeuchtungstechnologie für Klimaanlagen. (Details hier)
  • Hat mehr Mitarbeiter in Forschung & Entwicklung als die drei größten Mitbewerber zusammen.
Hier gehts zur Slideshow

Dass soviel Erfolg auch viel Neid und Missgunst produziert, ist nur zu verständlich. Eine erfolgreiche Firma ist irgendwie wie ein erfolgreicher Sportclub; harte ausdauernde Arbeit und die konsequente Ausrichtung auf das richtige Tun führt zum Erfolg. Und zu genau diesem Vergleich ist Jermey Glowacki in senem Hintergrundbericht "How Crestron is like the New York Yankies" gekommen.

Die nächste große Messe steht vor der Tür. Keine zwei Monate bis zur CEDIA Expo, USA. Es ist dies DIE Messe für den Custom Install Markt, d.h. für den Bereich Intelligent Living und Home Automation. Und wenn ich nicht versprochen hätte, nichts zu verraten, so würde dies noch ein sehr langes Posting sein, was Mr. Georg Feldstein und seine knapp 400 Entwicklung-Ingenieure dort zeigen werden. Glauben Sie mir, die Zeiten bleiben spannend!

Sonntag, 12. Juli 2009

Die Macht des Internet - United Breaks Guitars

Da sage noch einmal einer, das Internet sei nicht das mächtigste Marketinginstrument der Welt.

Im Frühjahr 2008 ist eine Countryband namens Sons of Maxwell unterwegs zu einem Auftritt nach Nebraska. Bevor der Flieger abhebt, müssen die Musiker mitansehen, wie ihre Instrumente beim Einladen mehr als nur sorglos behandelt werden.
Es kam wie es kommen musste. Eine teure Gitarre ging zu Bruch und trotz monatelangem Bemühens war bei United Airlines offensichtlich niemand für den Schaden zuständig. Anstatt zu resignieren meinte der Musiker Dave Caroll zu einer United-Lady: "OK, wenn Ihr für den Schaden nicht einstehen wollt, dann schreib ich eben drei Songs über den Vorfall, produziere Videos dazu und verteile diese im Internet. Wenn dann 1 Million Leute hören, wie Ihr mit Euren Kunden umgeht, dann werdet Ihr schon sehen!"
Gesagt, getan. Und nun beginnt das Internet, seine Zähne zu zeigen, aber wie!
Seit nicht mal einer Woche ist das erste Video online und schon über 2,3 Millionen mal (!!!) auf Youtube angesehen worden und praktisch jeder amerikanische TV-Sender inkl. CNN brachte einen Bericht.
United Airlines war ob dieses PR-Desasters zuerst sprach- und fassungslos, dann schwer damit beschäftigt, Tausende Emails zu bearbeiten, bietet jetzt aber volle Entschädigung an. Sogar von "Lizenzgebühren" um das Video in Ihren Kundenservice Schulungen verwenden zu dürfen, ist die Rede. Dave Caroll meinte in einer Videobotschaft jedoch, dass United die USD 3500,- Schaden lieber einem sozialen Zweck zuführen sollen. Ich behaupte, United würde Millionen USD in die Hand nehmen, wenn es damit möglich wäre, die Sache ungeschehen zu machen aber das Internet gibt nichts mehr her.

Nun, das ist das Video:



Ich bin schon sehr gespannt auf Teil 2 und 3.