Montag, 21. August 2006

Erreichbarkeit als Schlüssel zum Standortproblem

Als wir vor der Entscheidung standen, vom ersten Firmenstandort in einem kleinen Hinterhof in ein neues Domizil zu übersiedeln, gab es viel zu beachten, denn einen neuen Unternehmensstandort wechselt man nicht so ohne weiteres wie einen schlecht passenden Schuh.
Eine alte Weisheit der Immobilienbranche beschreibt die drei wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Unternehmen mit "Location, Location, Location" und für ein klassisches Ladengeschäft wird das wahrscheinlich auch stimmen. Unser Unternehmen braucht aber keine Schaufenster und andere klassische Zeichen eines Consumer-Outlets, dafür gibt es viele andere Faktoren zu beachten, die es erst ermöglichen, zu einem erfolgreichen Distributor zu werden bzw. langfristig auch erfolgreich zu bleiben.
So wurden unter anderem analysiert:

Supply Chain / Logistics:

  • Wie weit ist es bis zum Flughafen Cargocenter, jenem Ort von dem die meisten unserer Waren kommen?
  • Wo sind die Logistikzentren der Speditionen?
  • Wie sehen die Fahrtrouten der Paketdienste aus? Wann kommen UPS, DPD & Co bei uns vorbei?
  • Wie weit ist die Autobahnen entfernt?
  • Können wir Speditionen optimale Bedingungen für Anlieferung und Abholung bieten?
Umfeld für die Mitarbeiter:
  • Gibt es öffentliche Verkehrsmittel?
  • Ein genügend großes Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und naheliegende Sport- und Erholungsplätze?
  • Können wir den Mitarbeitern ein optimales Arbeitsumfeld mit perfekter Ergonomie und Arbeitssicherheit bieten?
operative Unternehmensführung:
  • Steht ausreichende Internetanbindung inkl. Reserve für die Zukunft bereit?
  • Ist der Standort repräsentativ genug, ohne aber protzig zu sein?
  • Haben wir die Möglichkeit am gleichen Ort zu wachsen?
  • Auf welche Managed Services (z.B. Bewachung, Reinigung, Werksküche, etc.) können wir zurückgreifen ohne diese selbst organisieren zu müssen?
Je mehr wir darüber nachdachten, desto wichtiger wurde ein einziges Wort, das Wort "EREICHBARKEIT". Egal worüber wir auch sprachen, alles ließ sich auf diese eine Wort reduzieren.
  • Wie sieht es mit unserer Erreichbarkeit aus Sicht der Speditionen aus?
  • Ist das Büro gut für unsere Kunden und auch für uns selbst erreichbar?
  • Erreichen uns alle Medien (Telefon, Internet, post, etc.) in ausreichender Qualität?
  • Wieviele Restaurants erreiche ich in der Mittagspause?
Kurzum Accessibility wurde zum Schlüssel. Und ohne es zu ahnen waren wir voll in DEM neuen Immobilientrend, denn überall tönt es nun
"Location, location, location is dead! It's all accessibility, accessibility, accessibility!"
Das klingt doch irgendwie nach ERREICHBARKEIT, oder?!

Viel wurde und wird über diesen Dogmenwechsel geschrieben aber nirgendwo eindrucksvoller als in der letzten Ausgabe des US Magazins Fast Company, einer der vielen von mir gelesenen Zeitschriften. Dort schrieb John Kasarda einen genialen Artikel über Aerotropolis, dem Begriff für einen neuen Typus von Stadt, welche sich rund um gigantische Flughäfen bilden werden.
Den hätte ich vor drei Jahren lesen sollen, es hätte mir viele schlaflose Nächte erspart...

Warum mich dieses Thema überhaupt so beschäftigt, fragen Sie sich? Nun, ich vertraue Ihnen jetzt zwei kleine persönliche Geheimnisse an:
  1. Ich bin absolut fasziniert von optimal funktionierenden Systemen, welche auf einer fundamental richtigen und grundsoliden Basis basieren.
  2. Ich freue mich riesig, wenn unser Unternehmen aus der Tatsache, dass wir nach Möglichkeit zuerst nachdenken und erst dann handlen, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil ziehen kann.
Gehört da ein optimaler Firmenstandort nicht auch dazu? Was denken Sie?