Sonntag, 4. Februar 2007

Integrated Systems Europe 2007 - Report Teil 1

Nach der vierten Auflage kann man schon von einer Tradition sprechen. Man traf sich also wieder in Amsterdam zur ISE Integrated Systems Europe. Ich persönlich halte diese Veranstaltung ja schon seit ihrem zaghaften Anfang in Genf für die wichtigste Messe unserer Branche. Seit heuer sind auch die größten Zweifler überzeugt und ich bin versucht zu sagen: "Ich habs eh schon immer gewußt!" Aber darum gehts ja nun wirklich nicht.

Wie schon einmal geschrieben sind die wahren Stärken der ISE:

  • Es ist eine Kooperation der drei weltgrößten Branchenverbände Infocomm, NSCA und CEDIA. jeder Verband ist in den USA eine Macht aber in Europa (noch?) zu klein, eine mächtige Messe auf die Füsse zu stellen.
  • Die Pro Light & Sound in Frankfurt wird ihr Rock-n-Roll-Image nicht los und bietet daher für "heisse" Branchen wie Digital Signage oder klassische Medientechnik (inkl. Spezialmöbel) einfach nicht die richtige Zielgruppe.
  • Last but not least: Amsterdam ist eine tolle Messestadt. Jeder spricht Englisch, die Hotelpreise sind akzeptabel, Schipol Airport ist einer der größten in Europa und ja, auch die Coffeeshops (sic!) sind ein gewichtiger Grund für viele zu kommen.
Und heuer? Mehr als 30000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und über 16000 Teilnehmer. Praktisch alle sind zufrieden: Veranstalter, Aussteller, Besucher, Presse! Was will man mehr?

Nachfolgend ein Versuch die grundsätzliche Stimmung zu schildern. Nahezu alle meine Voraussagen sind eingetreten:
  1. LCD/Plasmadisplays & Projektoren in den Standardklassen sind praktisch beliebig austauschbar und bei den mimimalen Margen interessieren sie eigentlich niemanden! Der Aufwand der Aussteller kann davon aber nicht ablenken, das Produkt ist ausgebombt.
  2. Ganz im Gegensatz dazu sind die Zuebhörteile wie Plasmahalterungen, Deckenlifte, etc. absolut "heiss". Ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, daß ein Integrator bei einem Deckenlift wahrscheinlich fünfmal so viel Deckungsbeitrag einfährt wie beim nackten Projektor. Verrückte Welt, aber so ist der momentane Status.
  3. Die Großen werden größer und die kleinen überleben nur mehr in Nischen bzw. sammeln die Krümel auf, die die Großen fallenlassen. Beispiel: Mehr als 20 Aussteller mit Touchpanels und trotzdem wächst keiner so schnell wie CRESTRON.
  4. Die ganze Branche wird professioneller. Man spricht nicht mehr vom Verkaufen, sondern von Marktbearbeitung, CRM, Kundenbindung, etc. Man nimmt sich selbst schön langsam ernst; ein gutes Zeichen und Voraussetzung um von anderen ernst genommen zu werden.
  5. Audio ist ein gutes Geschäft. Während bei Projektoren um jeden Cent gefeilscht wird, schaffen es die Tontechniker, für guten Ton auch gutes Geld zu verlangen!
  6. Digital Signage ist ein eigener Markt. Eigene Produkte werden mit eigenen Strategien an eigene Kunden verkauft. Wer will kann jetzt noch einsteigen, der Zug ist noch nicht abgefahren aber als Abrundung zum klassischen Geschäfts ist es nicht (mehr) zu gebrauchen; zu verschieden sind die jeweiligen Marktmechanismen.
  7. Der Wunsch nach überprüfbaren Qualitätsmaßstäben für Integratoren wird auch in Europa immer größer. Im Moment gibts da nur den CTS der Infocomm. Mehr dazu schon bald in einem separaten Beitrag. Übrigens, ab Mai 2007 auch in deutscher Sprache.
Was sich hinter den Kulissen getan und ganz auch welche Produktnews es bei uns gegeben hat, werde ich in einem eigenen Beitrag schildern. Dabei gehts nicht um wilde Gerüchte sondern um geschäftsrelevante Vorgänge, über die meine werten Leser frühestmöglich informiert werden wollen.

Persönlich hat es mich natürlich sehr gefreut, mehr bekannte Gesichter aus Österreich zu sehen als im Vorjahr, wo ich noch über mangelnde Teilnahme gemault habe. Nicht nur die Abzahl der Österreicher nimmt zu sondern bei vielen Firmen ist es nicht mehr nur der Chef alleine, der sich die Zeit für einen Messebesuch nimmt. Vereinzelt wurden auch Endkunden aus Österreich gesichtet! Diese wollen sich offensichtlich ein objektives Bild der Branche machen und sich nicht ausschließlich von den "Informationen" der sie betreuenden Vertriebsleute verlassen. ;-)
Wir von MOCOM zum Beispiel waren drei Tage lang mit drei Mann vertreten. 9 Manntage vor Ort plus Vorbereitung/Nachlese für eine Messe ergibt eine hübsche Summe Geld, aber ich bin der Meinung, daß dieser Aufwand mehr als nur berechtigt ist, ja geradezu unverzichtbar.

Was ist Ihre Meinung zu Messebesuchen im Allgemeinen und der ISE im Speziellen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare! Und für inoffizielle News habe ich sowieso immer ein offenes Ohr!

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