Donnerstag, 19. April 2007

Vortrag Wiener Kommunikationselektroniker

So, da stand ich wieder im eher spröden Charme versprühendem Vortragssaal des Wiener Gewerbehaus. Ich war zu einem Vortrag vor den Wiener Kommunikationselektronikern eingeladen. Zu dem von den Veranstaltern gewünschten Themenkreis wählte ich einen Titel, der nach Möglichkeit den Inhalt möglichst gut beschreibt: "Chancen im Bereich Heimautomation und Multiroom-Audio" und ich meine es ja ehrlich so wie im Titel. Ich sehe es als eine Chance (vielleicht sogar DIE Chance für die KELs, wie sich selber nennen), weil der Markt beginnt, in Österreich so richtig abzuheben mit ca. 100% Wachstum pro Jahr und die Kommunikationselektroniker exakt für jenen Markt "zuständig" sind.

Wie Sie vielleicht wissen, nannte sich die angesprochene Berusfsgruppe Radio- und Fernsehmechaniker aber das ist schon länger her und heute, ja was heute ist, das ist die Frage!

Zum Thema zurück; obwohl ein ähnlicher Vortrag im Jahr 2006 den Saal komplett füllte gab es diesmal für mich eine große Überraschung. Knapp ein Dutzend wackerer Leutchen war der Einladung durch die Elektroinnung Wien gefolgt. Ob es an meiner Person lag oder an der gleichzeitig stattfindenden Champions-Leage Übertragung, werde ich wohl nie erfahren doch eines wurde mir im Laufe des Abends endgültig klar.

Kaum eine Berufsgruppe lebt so in der Vergangenheit und ist so wenig für die Zukunft (und die beginnt bekanntlich schon morgen!) gerüstet!
So, jetzt ist es heraussen, leider fühl ich mich jetzt trotzdem nicht besser!

Die KELs dürfen eigentlich eine ganze Menge: Sie beraten, planen, montieren und reparieren und zwar Geräte und Anlagen der gesamten Audio/Videotechnik, Funksysteme, Mechatronik für Elektronik, Büro- und EDV-Technik, bauen Antennenanlagen, kümmern sich sich um Beschallungs-Systeme und sind berechtigt Videoprojektoren, Plasmadisplays u.ä. zu montieren. Im übrigens im Gegensatz zum klassischen Fachhandel, der dem Kunden zwar eine Schachtel geben darf, aber z.B. lt. Gewerbeordnung keinerlei Montagen durchführen darf.
Nicht zu vergessen sind natürlich Techniken wie Videoüberwachung, Torsprechsysteme, Telefonanlagen, etc.
Im brancheneigenen Newsletter AV-News Ausgabe Oktober 2006 (nachzulesen hier) sind sogar noch einige weitere Arbeiten aufgeführt.

Aber was MACHT der Kommunikationselektroniker tatsächlich?
Nach Aussagen der Verantwortlichen versuchen die meisten, sich mit der Reparatur von alten Fernsehern über Wasser zu halten, denn verdient wird eigentlich nicht wirklich was. Sogar unerwartete Geschenke, wie die zwangsweise Umstellung auf DVB-T und damit der Umbau von tausenden Antennenanlagen bzw. der Neuverkauf von SAT-Anlagen brachte der Branche nicht viel ein.
Unverständlich aber wahr: Es gibt kaum Nachwuchs! Die Anzahl der Lehrlinge ist extrem überschaubar und viele Betriebe klagen über Nachfolgermangel. Das kann doch nicht sein in einem Beruf, bei dem es jedes Jahr mehr zu tun gibt?!

Wo viel Schatten ist, gibt es auch ein wenig Licht. Daher freu ich mich extrem, daß es ein paar Betriebe gibt, die sich dieser Lethargie entziehen können und gute Arbeit gegen gutes Geld verkaufen, sich den heißen Themen "intelligentes Wohnen", Heimvernetzung, u.ä. widmen und mit Service & Dienstleistung beim Kunden voll punkten. Ich wünsch ihnen allen nur erdenklichen Erfolg!
Sorry, für die anderen habe ich wirklich nur mehr Mitleid übrig, denn wer im Jahr 2007 in seinem Berufsbild die Schlagwörter Kommunikation und Elektronik führt, durch die Gewerbeordnung in vielen Zukunftsmärkten eigentlich einen dicken Schutzmanel hat (nochmals zum Mitschreiben: Wer KANN UND DARF in Österreich einen Videoprojektor in einem Schulungsraum montieren?) und trotzdem nicht volle Auslastung hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Vielleicht gibts ein paar Kommentare...

1 Kommentar:

  1. Eine Menge wahrer Worte! Ich glaube trotzdem, dass die Wahrheit noch einen anderen Aspekt hat. Vor drei Jahren habe ich mir die Arbeit gemacht, die Struktur der KE's zu untersuchen. Fast genau 50% waren als klassische 'Fernsehtechniker' unterwegs, professionelle Technik waren bei 19% zu finden und das damals noch recht unbekannte Segment 'Home-Entertainment' war mit knapp 3% vertreten. Nicht mitgerechnet die Firmen, die ohne Gewerbeberechtigung unterwegs sind.
    Die Probleme der letzten beiden Gruppen: die klassische Ausbildung in der Berufsschule taugt nichts für den 'System-Integrator' und den 'Custom-Installer'; derzeit überarbeiten wir die schulische Ausbildung, um auch diesen Firmen die Möglichkeit einer sinnvollen Ausbildung zu geben.
    Der Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung wurde schon gewaltig entrümpelt; ständig suche ich kompetente Kollegen, die ein- oder zwei Nachmittage zu opfern bereit sind, um neue Denkweisen in die Kollegenschar zu bringen. In diesem Zusammenhang nochmals besten Dank an den Harald, der sich hier vorbildlich engagiert hat.
    Die Probleme sind vielfältiger Natur. Ich bin der Meinung, dass ein grosser Anteil der Installationen nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Die, die es wissen sollten, haben diesen Bereich noch nicht als ihren Tätigkeitsbereich entdeckt, diejenigen, die 'Ausbilden' (Zertifizieren) haben in ihrem Unterrichts wenig bis nichts über Vorschriften drin, und diejenigen, die schon lange im Geschäft sind, bilden sich nicht weiter und liefern Installationen ab, für die man ungeschaut 5 Jahre ins Gefängnis müsste.
    Brauchen wir eine Plattform zum Informationsaustausch? Reicht Eigeninitiative nicht aus, ist keine Information verfügbar?
    'Offiziell angesprochen' geben die meisten Menschen andere Auskünfte als beim Bier am Abend, vielleicht sollte man das gelegentlich einmal organisieren, mit einigen Referaten zu bestimmten Problemen?
    Denken wir das einmal gemeinsam an!
    Alexander Kerl, Landesinnung Wien.

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