Donnerstag, 26. April 2007

Harman Group an Finanzinvestor verkauft

Na das war eine Paukenschlag heute. Die gesamte HARMAN Group, Konzernmutter von weltbekannten Brands wie JBL, Harman Kadon, Becker, Infinity im Automotive/Consumer-Markt aber natürlich auch BSS, Lexicon, Studer, Crown und nicht zuletzt die ursprünglich österreichische AKG im Professional Audio Markt wird an einen Finanzinvestor verkauft.
Die spärlichen Details sind z.B. hier nachzulesen. Das Wichtigste in Kürze:
* Harman wird von der Börse genommen und vorerst als Privatfirma weitergeführt.
* Bei USD 120,- je Aktie macht das runde 8 Mrd USD zusammen .
* Käufer sind Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. (“KKR”) and GS Capital Partners
(“GSCP”), klassische Finanzinvestoren.
* Dr. Sidney Harman, schon bisher sorgenfrei, erhält für seine 5% die erkleckliche Summe von 200 Mio USD cash und nochmals 200 Mio USD in Form von Anteilen an der neuen Besitzfirma. Ob er noch einen Adoptivsohn sucht? :-)

Einer der Käufer, KKR kann man als die bekannteste aller Heuschrecken bezeichnen, womit man jene Beteiligungsfirmen uncharmant betitelt, die wie die Insekten über eine Firma herfallen, sie in möglichst kurzer Zeit wieder auf Vordermann bringen um sie dann idealerweise meist zerstückelt an die Börse bringen und sich ihr Risiko mit teilweise exorbitanten Gewinnen bezahlen lassen.

Was können wir nun erwarten? Nun, der Professional Audio Zweig, wenn auch DER dominante Player in unserem kleinen Markt, ist nur ein kleiner Teil des gesamten Konzerns. Trotzdem ist es mehr als wahrscheinlich, dass auch die Aufsplittung und der Abverkauf vor dem Pro-Bereich nicht halt macht.
Die Harman Group war eigentlich schon bisher recht profitabel, was eine schnelle Sanierung und damit eine blitzartige Wertsteigerung eigentlich ausschließt. Man kann daher eigentlich nur den Druck immens erhöhen, die Effizienz und den Umsatz nach oben zu treiben, denn die durchschnittliche Behaltedauer ist mit 3-5 Jahren doch eher kurz. Angebote von Management BuyOuts durch gestresste Manager, die "Ihre Firma retten wollen, werden sicher gerne gesehen und gehören zum Konzept!
Wie sowas eigentlich abläuft, kann man sich in Ruhe auf DVD anschauen. WALLSTREET aus dem Jahre 1987 gilt noch immer als DER Lehrfilm der Heuschrecken!

Wird AKG also wieder eine österr. Firma? BSS wieder britisch und Studer wieder ein schweizer Privatunternehmen? Wohl kaum, aber ich wette, dass die Harman Pro Group in dieser Form schon bald Geschichte sein wird.

Neugierig wie immer warte ich auf Ihre Kommentare.

6 Kommentare:

  1. das wird böse enden ...
    Die Übernahme wird so ablaufen, daß anschließend 4,6 Mrd. Dollar an Schulden in der Bilanz von Harman stehen werden.
    Wie die bei einem Jahresüberschuß von 280Mio. jemals abbezahlt werden sollen, wird ein Geheimnis von KKR und der Harman-Spitze bleiben, die den Deal aus- und nachdrücklich befürwortet.

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  2. Danke für den Kommentar!
    Nunja, guter Punkt! Viele Finanzinvestoren lassen sich die Übernahme ja vom übernommenen Unternehmen bezahlen, indem sie als allererste Massnahme gleich mal eine mächtige Sonderdividende ausschüttten, die den Kaufpreis abdeckt. Was mich als naiven Kleinunternehmer jedoch dabei ein wenig wundert, ist die Tatsache, welche Bank dafür Kredite hergibt, denn in cash hat diese Summen ja keine Firma, die gerade übernommen wurde?!

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  3. Der Kredit (besagte 4,6Mrd.) kommen von

    "Bank of America, N.A. ("Bank of America"), Banc of America Bridge LLC ("Banc of America Bridge"), Banc of America Securities LLC ("BAS"), Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, New York Branch ("HVB"), Credit Suisse ("CS"), Credit Suisse Securities (USA) LLC ("CS Securities"), Goldman Sachs Credit Partners L.P. ("GS Credit Partners"), Goldman, Sachs & Co. ("Goldman"), Lehman Commercial Paper Inc., Lehman Brothers Commercial Bank (collectively, including any of their affiliates, the "Lehman Lenders") and Lehman Brothers Inc. ("Lehman") ", die anteilig sich die Summe aufteilen:

    "Bank of America, CS, GS Credit Partners, HVB and the Lehman Lenders committing up to 24.91%, 19.74%, 27.26%, 6.00% and 22.09% respectively"

    Die Übernahme selbst läuft so ab: KKR und Goldman Sachs gründen Briefkastenfirmen (KHI Parent Inc. und KHI Sub Merger Inc.). Erstere ist Mutter der zweiten. Die zweite nimmt den o. a. Kredit auf, reicht ihn nach oben durch, damit die bisherigen Aktionäre ausbezahlt werden können, und wird dann mit Harman Intl. fusioniert.

    Und wie durch Zauberhand hat Harman dann die Schulden in der Bilanz stehen ...

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  4. Danke für die Details! Meine Frage zielte jedoch vielmehr darauf, wer für einen solchen Kredit BÜRGT? Das übernommene Unternehmen wird ja wohl kaum selbst genügend Sicherheiten aufbringen können, denn der Kredit ist ja wirklich utopisch hoch im Vergleich zur Finanzkraft (ca. 14-facher 2006 Jahresgewinn!).
    Die Übernehmer KKR & Co werden ja aller Voraussicht nach auch nicht mit ihren persönlichen Brieftaschen haften wollen, oder?

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  5. Mit den Sicherheiten ist das so 'ne Sache:
    Der Abschluß des Finanzjahres 2007 (30.06.2007) weist aus:

    Umsatz: 3,55Mrd. US-$
    Operativer Gewinn: 382 Mio (ist höher als die oben genannte Zahl, weil vor Steuer)

    Aktiva in der Bilanz (Vermögenswerte): 2,51Mrd. US-$

    Damit wäre die Firma ab der 1. Sekunde des Deals (bei 4.6Mrd. $ Schulden) überschuldet/insolvent und kann nur als 100%-Tochter der o. g. KHI Parent Inc. weiterexistieren.

    Sicherheiten für die Kredite sehe ich da auch keine, aber nach den jüngsten Börsen-Unruhen hab ich eh das Gefühl, die werden nur vom kleinen Mann gefordert ....

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  6. ... die Sache hat sich erledigt!!!

    Da dürften jetzt einige Mitarbeiter Luftsprünge machen :)

    siehe
    http://www.live-pr.com/print1048155866.htm

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